Umfrage zu den bibliographischen Recherchegewohnheiten in der Romanistik
Auf Anregung seines Fachbeirates hat der FID Romanistik vom 20.1.2020 bis zum 23.2.2020 eine Umfrage durchgeführt, um Erfahrungen und Nutzungsgewohnheiten von Romanist*innen bei der Literaturrecherche zu erheben und ihre diesbezüglichen Desiderate zu ermitteln.
Die Befragung setzte drei Schwerpunkte:
- allgemeine Sucherfahrungen
- Vorgehensweise bei der Literatursuche
- Präferenzen und Desiderate
Zusätzlich wurden Angaben zu Funktion, Ausbildungsgrad und besuchten Schulungen erhoben.
Nachfolgend finden Sie die Zusammenfassung der Ergebnisse. Eine ausführliche Auswertung mit grafischen Darstellungen zu den einzelnen Fragen steht als PDF-Datei zum Download bereit, ebenso eine reine Zusammenstellung der Diagramme und der zugrunde liegende Fragebogen.
Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse
Das Teilnehmerfeld der Umfrage umfasste ein breites Spektrum von Studierenden bis zu Professor*innen, wobei mit deutlicher Mehrheit der akademische Mittelbau vertreten war. Knapp die Hälfte der Antwortenden hat eine abgeschlossene Promotion oder Habilitation vorzuweisen und fast ein Drittel einen Master- oder Magisterabschluss.
Bei den Recherchefeldern waren neben der allgemeinen Romanistik alle regionalen bzw. sprachlichen Teilbereiche vertreten. Ebenso wurde für alle disziplinären Sparten des Fachs gesucht: Mit Literaturwissenschaft und Linguistik stehen dabei die traditionelleren Felder an der Spitze, mit etwas Abstand gefolgt von der Kultur- und Medienwissenschaft. Hauptanlässe für die Literaturrecherche waren Bedarfe aus dem Umfeld der universitären Lehre.
Um bei Neuerscheinungen auf dem Laufenden zu bleiben, hat sich die zentrale Kommunikationsplattform romanistik.de als Quelle etabliert und steht fast gleichauf mit Fachzeitschriften und Informationsmaterial aus dem Handel.
Aus den angegebenen Suchgewohnheiten geht in Bezug auf die Methoden hervor, dass am häufigsten allgemeine Internet-Suchmaschinen genutzt werden, während die systematische Sichtung von Fachbibliographien erst an dritter Stelle nach dem Rückgriff auf das sogenannte Schneeballsystem steht.
Das deckt sich auch mit der generellen Tendenz, vor allem allgemeine Rechercheinstrumente und weniger Fachbibliographien zu nutzen. Am beliebtesten sind dabei die lokalen Kataloge und Suchsysteme, die i.d.R. vor Ort bekannt sind, direkt die Verfügbarkeit der nachgewiesenen Literatur anzeigen und – im Falle von Discovery Services – eine Suche über viele (auch externe) Datenquellen erlauben. An zweiter Stelle wurden überregionale Kataloge wie der „Karlsruher Virtuelle Katalog“ (KVK) angeführt, die ebenfalls eine Metasuche über viele Datenquellen anbieten. Unter den nächstgenannten sind mit JSTOR und „Google Scholar“ zwei weitere Rechercheinstrumente, die fachübergreifenden Charakter haben und darüber hinaus zumindest teilweise Zugang zum Volltext bieten.
Die einzige Fachbibliographie unter den fünf meistgenannten Rechercheinstrumenten ist die „MLA International Bibliography“ (MLA). Weniger genutzt werden hingegen spezifisch romanistische Fachbibliographien, obwohl sie von ihrer inhaltlichen Ausrichtung her Felder bedienen, die anderweitig nur sehr unvollständig abgedeckt werden (wie insbesondere romanistische Aufsatzliteratur). Die dafür im jeweiligen Einzelfall vorliegenden Gründe (denkbar sind z.B. unzureichender Bekanntheitsgrad, fehlende Zugangsmöglichkeit bei kostenpflichtigen Datenbanken, inhaltliche Lücken, funktionale Hürden oder komplizierte Bedienbarkeit) waren dabei nicht explizit Gegenstand der Befragung. Generelle Bedarfe lassen sich aber den in inhaltlicher und funktionaler Hinsicht geäußerten Präferenzen und Desideraten entnehmen. Dazu zählen insbesondere Vollständigkeit, Aktualität, leichte Bedienbarkeit und Verfügbarkeitsnachweis bzw. direkter Zugang zum Volltext.
Viele Antworten legen nahe, dass die Vielfalt disparater Rechercheinstrumente an sich ein Nutzungshindernis ist. So wurde mehrfach mehr Koordination gefordert bis hin zu einer gemeinsamen Suchoberfläche.
Schließlich lässt sich zahlreichen Äußerungen entnehmen, dass die jeweiligen Potentiale und Grenzen der einzelnen Suchinstrumente noch häufig unbekannt sind. Dies deckt sich mit dem öfter auch explizit geäußerten Wunsch nach mehr Werbung und mehr Information.