Stilometrie

Stilometrie ist eine literaturwissenschaftliche Methode, bei der im weitesten Sinne stilistische Merkmale von Texten – oft festgemacht an der Häufigkeit von Funktionswörtern oder grammatikalischen Elementen – mithilfe statistischer Verfahren erfasst und berechenbar gemacht werden. Texte, denen so ein numerisches Profil zugewiesen worden ist, können anschließend verglichen werden, um Ähnlichkeiten und Unterschiede festzustellen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um absolute Aussagen, sondern um Wahrscheinlichkeiten innerhalb eines relativen Rahmens. Die Stilometrie gehört zu den am weitesten verbreiteten explorativen Methoden der quantitativen Literaturwissenschaft.

Stilometrische Verfahren werden beispielsweise eingesetzt, um größere Mengen von Texten anhand ihrer stilistischen Profile zu Gruppen zusammenzufassen (autorenspezifisch, genrespezifisch), oder um Texte oder Textteile, deren Autorschaft ungeklärt oder umstritten ist, mit anderen infrage kommenden Texten zu vergleichen, und so Hypothesen zu erstellen, zu untermauern oder zu widerlegen.

Denkbare Forschungsfragen sind etwa:

  • Lassen sich Autorschaftsattributionen bestätigen oder widerlegen?
  • Lässt sich die These, Pierre Corneille habe viele oder vielleicht sogar alle Stücke Molières geschrieben, über einen Vergleich des „Stils“ beider Autoren im Kontext ihrer Zeitgenossen erhärten oder widerlegen?
  • Kann anhand stilometrischer Vergleiche zwischen den Texten Elena Ferrantes und denen anderer zeitgenössischer italienischer Autor*innen eine plausible These aufgestellt werden, ob „Elena Ferrante“ bloß ein Pseudonym ist (und wer sich dahinter verbergen könnte), indem Ähnlichkeiten errechnet werden?

  • Gibt es stilistische Unterschiede innerhalb eines oder mehrerer Autoren und wie lassen sich die Ergebnisse mit bestehenden Fachdiskursen vereinbaren?
  • Ermöglicht es die Stilometrie, eine Vergleichbarkeit zwischen zwei zeitlich und sprachlich weit voneinander entfernten Autoren von Prosadichtung wie Góngora und Picasso herzustellen? Lässt sich mit stilometrischen Mitteln die gängige These überprüfen, sie hätten mit ihrer Dichtung in ihrem literarischen Kontext ganz neue, einzigartige Wege beschritten?

Tutorials, Leitfäden und Anwendungsszenarien zur Stilometrie:

Workshop-Angebot der AG Digitale Romanistik zur Stilometrie, z.B.:
Quantitative Textanalyse und Stilometrie
Nanette Rißler-Pipka, rissler-pipka@sub.uni-goettingen.de, Dauer nach Absprache.
Folien zu Beispiel-Workshop „Quantitative Textanalyse: Stilometrie. Autoren und Gattungen“ (2017), urn:nbn:de:hebis:30:3-445258.

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Stilometrische Methoden in der Romanistik: Beispiele aus der Forschung


Allgemeine Literaturhinweise zur Stilometrie

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Werkzeuge für stilometrische Analysen

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